Das Wichtigste zuerst: Wo bekommt man noch Kleinballen in der Nähe?
Zur Erntezeit (Ende Juli/Anfang August) ist das relativ leicht, wenn Interessenten mit den Landwirten direkt in Kontakt treten können oder bereits vor der Ernte die Ballen reservieren. Während des Jahres (und besonders im Frühling) sind Kleinballen rar. Sie werden heute hauptsächlich von Landwirten mit Vieh- insbesondere mit Pferdehaltung hergestellt (Suchtipp!). Es hat sich auch bewährt, beim nächsten Raiffeisen-Lagerhaus einen Zettel auszuhängen: Suche Kleinstrohballen in guter Qualität. Biete guten Preis. Bitte kontaktieren Sie… (Anm.: ein „guter“ Preis für Ballen direkt vom nächsten Bauern liegt bei 4 EUR/Kleinballen inkl. Transport auf die Baustelle). Achtung: das Lagerhaus bietet selbst auch Kleinballen an, diese sind aber oft aus gehäckseltem Stroh (für die Einstreu) hergestellt und zum Bauen (insbesonders zum Verputzen) eher ungeeignet.
Hier Tipps zur Suche von Kleinstrohballen und die Anbieter, die nach unserem Wissen österreichweit und ganzjährig Strohballen (nicht zertifiziert und zertifiziert) liefern:
SonnenKlee:
ETA-zertifizierte Bio-Baustrohballen (Übernahme der Lizenz von Waldland)
SonnenKlee GmbH
Abetzdorf 2
3331 Kematen/Ybbs
+43 7448 219 32
office@sonnenklee.at
Info: www.sonnenklee.at/produktinfo-baustroh/
Markus Grubmüller
2433 Margarethen am Moos,
Tel.: 0699/11557625
Angebot: Kleinballen (Weizenstroh), Maße: h49*b36*l100 cm, Gewicht: ca.17 kg entspricht in etwa einer Dichte von 100 kg/m³, Preis ab Hof: 3,50€/Stück, Gerne organisieren wir auch den Transport zu Ihrem Bauprojekt.
Kontakt: Markus Grubmüller, 2433 Margarthen am Moos, Tel.: 0699/11557625
Weitere Anbieter finden Sie auf diesen Seiten:
Auf der Seite Handwerker – Wir bauen Dein Strohballenhaus
landwirt.com
strohhandel.co.at
Freilich gibt es zum Thema Baustrohballen noch einiges mehr zu sagen. Das Wichtigste davon: Was macht einen guten Ballen aus, wie stellt man ihn her und wie erkenne ich ihn?
Der ideale Ballen ist
1. gelb (und nicht grau, braun oder sonstwas)
2. formstabil
3. trocken (Ausgleichsfeuchte nicht über 14%)
4. aus harten Getreidesorten (Winter- oder Sommerweizen, Roggen oder Dinkel)
5. frei von Grünzeug (Beikrautanteil unter 2%)
6. ausreichend dicht (85–120 kg/m3, ergibt für einen üblichen Kleinballen (80 x 50 x 36) ein Gewicht zw. 12 und 17 kg)
Form und Maßhaltigkeit: Zur Herstellung rechteckiger Ballen wird das Stroh von der Ballenpresse aufgenommen und zu etwa 5–10 cm dicken Lagen gepresst, die – mehrfach aneinandergereiht – einen Strohballen ergeben. Während die Breite und Höhe der Ballen durch den Kanal der Ballenpresse vorbestimmt ist, ist die Länge der Ballen variabel – und nur bei Großballen halbwegs exakt einstellbar. Da bei den üblicherweise im Stroh(selbst)bau verwendeten Kleinballen (46–50 x 36 x 65–90 cm) die Längen auch bei gleicher Längeneinstellung der Ballenpresse mitunter also stark variieren, werden in Konstruktionen mit gleichbleibenden Ständer-Abständen die Ballen mit weiteren Lagen verlängert. Dafür ist es wichtig, dass die Schmalseiten der Kleinballen relativ flach und die Ecken möglichst wenig abgerundet sind, das erspart viel Nachbearbeitung während des Einfüllprozesses. Der Strohballen wird nach der voreingestellten Länge – je nach Größe – mit 2 bis 3 Polypropylen- oder Sisal-Schnüren zusammengebunden.
Wer gute Ballen direkt vom Bauern will, sollte dies gut drei Monate vor der Ernte mit dem Landwirt absprechen, damit alles für den reibungslosen Ablauf (Pressen, Bergen, trockenes (!) Lagern, Transport) in die Wege geleitet werden kann.
Der richtige Zeitpunkt ist zwei Tage nach dem Drusch – sofern es seitdem nicht geregnet hat. Ideal ist die heißeste Zeit des Tages (geringste Taufeuchte); gibt es (grünen) Beikräuterbesatz, muss das mit längeren Ballen-Trocknungszeiten ausgeglichen werden. Günstig ist, wenn das Stroh vor dem Drusch gestanden ist, also nicht wetterbedingt flach am Boden gelegen hat.
Sortenfrage: Die Getreidesorte bzw. die Anbaumethode spielen für die Ballenqualität ebenfalls eine Rolle: Holzigere Halme ergeben dichtere Ballen. Einige Sorten nach abnehmender Holzigkeit sortiert: Winterweizen, Dinkel, Roggen, Wintergerste, Sommerweizen, Hafer, Sommergerste.
Halme aus Bioanbau sind in der Regel weniger holzig als solche aus konventionellem Anbau. Kürzere Halme sind fester, beim Pressen aber nachteilig.
Presstechnik: Für das Pressen von eckigen Strohballen eignen sich ausschließlich die leider im Verschwinden begriffenen Kolbenpressen; mit den kolbenlosen Pressen werden Rundballen hergestellt.
Abgesehen von der Maschinenleistung wird die Pressdichte (Idealdichten zwischen 85 und 120 kg/m3) von mehreren Faktoren beeinflusst: Gleichmäßigkeit der Strohzufuhr (keine Lücken im Schwad), Fahrgeschwindigkeit (je höher, desto mehr Material pro Kolbenhub wird gepresst), Enge des Presskanals.
Für letzteres gilt: für Baustrohballen die Handkurbel so fest wie möglich anziehen; zusätzlich kann durch den Einbau von Brettern oder das Einschweißen von Vierkantflacheisen am Ende des Presskanals die Pressdichte weiter erhöht werden.
Kolbenmesser und Gegenschneide sollten möglichst nahe beieinander liegen (max. Abstand 5 mm), um einen geraden Schnitt zu gewährleisten, der später am Bau viel Nacharbeit erspart. Vorsicht aber vor Steinchen im Pressgut! Sind solche wahrscheinlich, muss eine Einstellung über 5 mm gewählt werden.
Als optimal haben sich Pressen erwiesen, die eine Schnurfurche in den Ballen ziehen: damit ist die Schnur immer richtig platziert und kann sich kaum noch verschieben.
Das asbn empfiehlt: Kleinstrohballen, die mit den Ballenpressen Welger (ab 72) oder John Deere gepresst wurden, haben die beste Qualität und Formhaltigkeit.
Siehe auch das Poster (PDF): Moderne Strohballenpressen und deren Optimierung für den Strohballenbau
Abmessungen der Strohballen
Strohballenquader werden – vor allem des einfacheren Transports wegen – in verschiedenen Größen gepresst, die größten davon kommen auf ein Gewicht von rund 600 kg. Dabei ist das Prinzip stets dasselbe. Das Stroh wird schichtweise in der Ballenpresse komprimiert und mit Schnüren zu Ballen gebunden. Löst man die Schnüre, lassen sich die einzelnen Schichten (auch händisch) wieder trennen, und man erhält ca. 5–10 cm dicke, instabile “Strohmatten”. Die Standardformate von Quaderballen (in Abhängigkeit von den Kanalmaßen der Ballenpressen) in Europa betragen:
Kleinballen: h 46–50 x b 36 x l 65 – 110 cm (im Durchschnitt 80 cm)
mittelgroße Ballen: h 50 x b 80 x l 70 – 240 cm (Claas)
Großballen: h 70 x b 120 x l 100 – 300 cm
(Länge bei Großballen exakt in 5 cm – Schritten einstellbar)
weitere mögliche Maße (selten in Verwendung):
Kleinballen: h 30 x b 40 x l 60 – 120 cm (Welger)
Kleinballen: h 37 x b 60 x l 60 – 120 cm (Welger)
Kleinballen h 40 x b 50 x l 60 – 120 cm (Welger)
mittelgroße Ballen: h 70 x b 80 x l 70 – 240 cm (Welger)
mittelgroße Ballen: h 80 x b 80 x l 100 – 250 cm (Krone)
Großballen: h 80 x b 120 x l 100 – 250 cm (Krone)
Und für alle, die vom Thema Baustrohballen nicht genug bekommen können, hier ein kurzer Abriss der nicht immer ganz so tollen Zertifizierungsgeschichte:
ETZ-Zertifizierung für Strohballen, bauaufsichtliche Zulassung und Eintragung in die Österreichische Baustoffliste (OIB)
Während die herkömmlichen Strohballen in den Abmessungen 36 x 47 x 70–90 cm im lasttragenden wie im Holzrahmen-Strohballenbau weltweit gute Dienste leisten, verlangt die Bauordnung den Einsatz von zertifizierten oder zugelassenen Baumaterialien.
Für die in Österreich und Deutschland beliebtere Holzständerbauweise (bei der aus Kostengründen immer häufiger ganze Bauteile in den Zimmereien vorgefertigt werden) musste deshalb ein neues Verfahren gefunden werden.
Als europaweit erstes Unternehmen brachte 2007 BauStroh Ltd. aus dem norddeutschen Lüneburg Baustrohballen als “bauaufsichtlich zugelassenen” Dämmstoff auf den Markt. Mit einer Wärmeleitfähigkeit (Bemessungswert) von 0,052 W/mK stehend (Dämmstoffdicke 36 cm, Wandstärke ab 40 cm) und 0,08 W/mK liegend (Dämmstoffdicke 50 cm, Wandstärke ab 54 cm) liegen diese Ballen ähnlich wie die in Österreich geprüften Baustrohballen 0,049-0,050 W/mK (Dämmstoffdicke 36-40 cm, Wandstärke ca. 50 cm).
Ab 2010 wurden die von Waldland hergestellten und mit der Europäisch Technischen Zulassung versehenen CE-zertifizierten Baustrohballen in Österreich produziert. Die Baustrohballen von Waldland weisen üblicherweise gut ausgebildete, formstabile Kanten und planere Oberflächen auf, da sie mit einem Multibaler (Krone) aus Großballen hergestellt werden. Üblicherweise. Denn wer glaubt, dass allein die Zertifizierung glücklich mache, vergisst, dass Stroh ein wetterabhängiges Naturmaterial ist, und wenn es zur oder vor der Ernte regnet, hilft auch die Zertifizierung nichts. Der Vorteil der Sicherheit, ein geprüftes Material in Händen zu haben (das übrigens jeder leicht selbst überprüfen kann), wird hier leider durch eine zentrale Herstellung und damit mitunter weite Transportwege konterkariert.
Dennoch, mit der Übernahme der Zertifizierung durch die Fa. Sonnenklee im Jahr 2016 scheint Licht am Horizont aufzutauchen. Für Großprojekte kann die Herstellung auch vor Ort bewerkstelligt werden. Kontakt: Herr Matzenberger/Herr Appeltauer von Sonnenklee.
GrAT: nachträgliche Zertifizierung
Hier springt nun die Gruppe Angepasste Technologie der TU Wien ein: Sollte bei Ihrem Bauvorhaben eine Verwendung von ausschließlich zertifizierten Baustoffen verlangt werden (weil etwa andernfalls niemand bereit ist, die Haftung zu übernehmen), können Sie sich Ihre Baustrohballen von der GrAT auch nachträglich zertifizieren lassen. Das befreit Sie nicht davon, sich rechtzeitig um deren Beschaffung zu kümmern und ändert natürlich auch an deren Qualität nichts (die bei Beachtung unserer Tipps leicht feststellbar ist), erspart Ihnen aber unter Umständen quälende Probleme mit den Baubehörden. Johannes Erlinger (Kontakt siehe oben, www.baustrohballen.at) hat auf diese Entwicklung in Österreich reagiert und bietet – gemeinsam mit der Grat – nun ganzjährig in (Ost)österreich auch nachträglich zertifizierte Kleinballen als Baustrohballen an.
Rechnen Sie mit zusätzlichen Zertifizierungskosten von € 1,– pro Ballen, dazu kommen eine Fahrtpauschale von € 100,– bis 250 km, Arbeitskosten von ca. € 600,– für 8 h und ein Hunderter als Gebühr für den ETZ-Eintrag.
Kontaktperson bei der GrAT: DI (FH) Sören Eikemeier, se@grat.at.
Alternativen zur Zertifizierung – und Ausblick in die Zukunft
Die Zertifizierung von Klein- und Großballen als industrieller (genormter) Baustoff ist nicht die einzige Möglichkeit – und bei Weitem auch nicht die Beste: Länder wie Frankreich oder die USA haben gezeigt, dass der Weg in die Norm (ÖNORM oder DIN) der bessere – aber aufwändigere und langwierigere ist. Die Qualitätsüberprüfung von Strohballen können Bauern (die Hersteller), aber auch Zimmereien und Bauunternehmen auf Nachfrage der Baufamilien und im Zuge eines Qualitätsmanagements regional selbst leicht durchführen (auch das Einsenden einer Probe an ein zertifiziertes Labor wäre denkbar, um absolute Sicherheit über den Schimmelsporenanteil zu erhalten).
Will die Europäische Kommission wirklich (wie der Economist am 28. November 2013 unter dem Titel “Why are straw houses making a comeback?” schreibt) bis zum Jahr 2020 5% aller neu gebauten Häuser aus Strohballen(paneelen), dann wäre etwas Unterstützung auf dem Weg in die Norm seitens der Ministerien oder Behörden durchaus sinnvoll und gefragt. Denn man darf nicht vergessen, dass wir es hier mit einem günstigen Baustoff vom Feld zu tun haben, der bei Beachtung einiger simpler Regeln (gelbes, frisch riechendes Stroh bedeutet immer, dass das Stroh in Ordnung und frei von Schimmelsporen ist und das Gewicht lässt sich ebenso leicht feststellen) leicht regional herstell- und überprüfbar wäre. Dieser günstige Rohstoff-Preis (auch wenn er in den letzten Jahren stark gestiegen ist) ist aber zugleich das große Manko für diesen nachhaltigen, ökologischen und CO2-sparenden Dämmstoff vom Feld: industrielle Hersteller haben kaum Interesse, den Strohballen als Strohballen in den Handel zu bringen, weil die Margen zu gering sind. Dieses Problem kann eigentlich nur von der Politik und den Baubehörden gelöst werden. Die Nachfrage seitens der Baufamilien nach “grünen Baustoffen” ist da, die Absicht der EU dürfte mit den 20:20-Klimaschutz-Zielen auch klar sein. Was noch fehlt, ist die Bereitschaft, diesem Baustoff auch die rechtlichen Grundlagen zu bieten, damit diese Ziele auch erreicht werden können.
Da die Verarbeitung von Strohballen in Wand- und Dachkonstruktionen etwas mehr Aufwand bedeutet als etwa Zellulose einzublasen, hätte ein Großteil der Bauwirtschaft sogar einen finanziellen Nutzen von dieser Entwicklung. Und dass damit ökologische CO2-sparende Passiv- und Plusenergiehäuser zu einem ähnlichen Preis wie nicht ökologische – auf endlichen Ressourcen basierende vergleichbare Häuser zu errichten wären, würde für viele Baufamilien jenen letzten Anreiz bieten, den eine nachhaltige Entwicklung braucht, um erfolgreich zu sein. Wer über die Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und Co2-Speicherung hinaus etwa an zukünftige Baurestmassen denkt, kann eigentlich langfristig nicht anders, als auf Nachwachsende Rohstoffe wie Strohballen zu setzen. Der volkswirtschaftliche Nutzen wäre enorm.