Stroh als Baumaterial wird schon seit langem verwendet, zum Beispiel zum Bau von Wänden oder als Dämmstoff. In einem Forschungsprojekt wurde ein Verfahren entwickelt, das Stroh insbesondere für vorgefertigte Wand- und Dachbauteile einsetzbar macht. Die Projektergebnisse zeigen, dass Stroh nicht nur ein kosteneffizienter und ökologisch sinnvoller Baustoff ist, sondern auch wesentliche Anforderungen an Dämmstoffe erfüllt. Aufgrund seiner hervorragenden Wärmedämmeigenschaften kann Stroh auch in Passivhäusern eingesetzt werden. Um Schimmelbildung und Schädlingsbefall zu vermeiden, werden die Wandbauteile in der Zimmerei mit Strohballen gefüllt und die vorgefertigten Teile vor Ort zusammengesetzt.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden vier verschiedene Gebäudekonstruktionen mit Stroh gedämmt: zwei Neubauten und zwei Sanierungsprojekte. Für einen Passivhaus-Neubau in Perchtoldsdorf wurde eine Strohballen-Serienwand entwickelt und für Außenwände und Dachelemente verwendet; die gesamte Fassade und das Flachdach eines neu errichteten
Die gesamte Fassade und das Flachdach eines neu errichteten Einfamilienhauses in Thal bei Graz wurden mit Strohballen ausgestattet. Die Süd-Ost-Wand des Zubaus zu einem bestehenden Einfamilienhaus in Wien-Oberlaa wurde als strohgedämmte Fertigteilwand realisiert. Bei der Sanierung eines Hauses in Nestelbach bei Graz wurden der gesamte Dachstuhl und die Fassade des Altbaus mit Strohballen gedämmt.
Voruntersuchungen, die im Rahmen des Forschungsprojekts durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass eine Zulassung von kleinformatigen Strohballendämmstoffen auf EG-Ebene möglich ist. Es wurden bereits vier Unternehmen als potentielle Lizenzinhaber genannt, die das Lizenzierungsverfahren durchführen möchten.
Die Zertifizierung von Strohballen-Dämmstoffen wird zur Zeit vorbereitet. Zertifizierte Strohballen müssen die folgenden Eigenschaften und Qualitätskriterien erfüllen:
Ballengröße: Länge: 60 bis 90 cm, Breite: 46 bis 50 cm, Höhe: 36 bis 40 cm;
Rohdichte: Ober- und Untergrenze: 80 kg/m3 bis 90 kg/m3;
Feuchtigkeitsgehalt des Strohs: < 15 %;
Schädlingsbefall der Pflanzen: < 0,5 Gew.-%;
Rückstandskornanteil: < 0,4 Gew.-%;
Wärmeleitfähigkeit: λD (23/50) = 0,046;
Brandverhalten: B2;
Fließwiderstand: 0,43 kPa s/m2
Wasseraufnahme: 4,3 kg/m2
Setzungen innerhalb des Bauteils: max. 2.3 %;
Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung von biologischen Stoffen: Klasse 3.
Die im Rahmen des Projekts durchgeführten rechnerischen Simulationen zeigen, dass Stroh zwar ein vergleichsweise günstiges Medium für Schimmelpilzwachstum ist, dass aber die in den untersuchten Wandkonstruktionen fachgerecht verarbeiteten Strohkleinballen-Dämmstoffe sicher vor Pilzbefall und damit vor gesundheitsgefährdenden MVOC-Emissionen geschützt sind.
vor Pilzbefall und damit vor gesundheitsgefährdenden MVOC-Emissionen geschützt sind.
Um die geforderten Qualitätseigenschaften zu wettbewerbsfähigen Preisen zu erreichen, ist eine weitere Produktentwicklung hinsichtlich erreichbarer Ballendichten und der Herstellung von Kleinballen aus Groß- und Rundballen erforderlich. Weitere Forschungsarbeiten sind insbesondere im Hinblick auf die hygrothermischen Bedingungen an den verschiedenen Verbindungsstellen der Komponenten und die Kooperationsmöglichkeiten bei der Vermarktung und Lieferung von Strohballen-Dämmstoffen angezeigt.
Projektleiter: Heidi Adensam, Österreichisches Ökologie-Institut für angewandte Umweltforschung
Partner: AGRAR PLUS Beteiligungs Ges.m.b.H, Holzbau Unfried GmbH, ConsultS, Haus der Baubiologie, Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie
Termin: Wien, Februar 2004
Programm: „FABRIK DER ZUKUNFT“ eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT).
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