Professioneller Strohbau konkret: „Virtuelle Baustelle“, Ausstellung und Schulungsunterlagen
Das asbn – Austrian Straw Bale Network, seit 2008 ein eingetragener Verein, informiert seit 1998 über verschiedene Techniken des Strohballenbaus (tragend, Ständerbau mit gefüllten Strohballen, Strohballen für den Wiederaufbau, aufgesetzte Strohballenwände als Dämmung …). Sie tat dies auf ihrer Website www.baubiologie.at, durch Beratungen zu Bauweisen, in Studien, auf Strohballentreffen, auf Messen, durch Vorträge und nicht zuletzt mit ihrem Buch „Neues Bauen mit Stroh“, das 2008 in der dritten, komplett überarbeiteten und erweiterten Auflage erschienen ist. All diese theoretischen Mittel zur Wissensvermittlung sind notwendig, aber ohne praktische Übungen unzureichend: Workshops zum Strohballenbau gelten seit Jahrzehnten international als das bestmögliche Instrument, um konkrete Ergebnisse zu liefern. Wer einen solchen Workshop besuchte, wollte mit großer Wahrscheinlichkeit auch selbst ein Strohballenhaus bauen. Aus diesem Grund hat sich das asbn bemüht, die sehr begrenzte Zahl der in Europa abgehaltenen Workshops zu erhöhen und die Qualität der theoretischen und praktischen Anleitungen deutlich zu verbessern.
Inhalt und Zielsetzung
Aufbau der „virtuellen Baustelle“, um ein dauerhaftes Bildungszentrum für den Strohballenbau zu schaffen
Bildungszentrum für den Strohballenbau zu schaffen, das nicht von Witterungseinflüssen abhängig ist;
Zusammenstellung von Unterlagen zur Unterstützung der praktischen Workshops, in denen verschiedene Techniken gezeigt werden. Diese Unterlagen sollen um theoretische Inhalte erweitert werden, die in bisherigen Dokumentationen nicht (oder nur in zu geringem Umfang) thematisiert wurden: Bauphysik, Grundlagen des organischen Bauens, Beschaffung von Baustoffen, Qualitätskontrolle…
Durchführung von Workshops für Selbstbauer und professionelle Bauherren
Methoden
Konzeption und Aufbau der virtuellen Baustelle
Konzeption der Inhalte der Workshops für Selbstbauer
Konzeption der Inhalte der Workshops für professionelle Bauherren
Organisation der Workshops (Zeitplan, Werbung, Einladung von Dozenten,
Organisation der Besichtigung bestehender Strohballenhäuser, allgemeine Verwaltung)
Erstellung der Workshop-Unterlagen und Dokumentation (PPP)
Durchführung der Workshops
Dokumentation der permanenten Ergebnisse der Workshops (optional)
Ständige Optimierung der Workshop-Papiere und Unterlagen
Ständige Anpassung der virtuellen Baustelle an den aktuellen Stand der Technik
Ergebnisse
Die Strohballenbau-Workshops trafen erwartungsgemäß auf einen dringenden Bedarf; jeder der Workshops für Selbstbauer war innerhalb weniger Tage nach Terminvergabe ausgebucht. Die Workshops für professionelle Bauherren hingegen liefen nicht so gut – sie waren nicht ausgebucht, einer musste sogar abgesagt werden. Es wurde daher beschlossen, die beiden Zielgruppen nicht mehr zu trennen, sondern Workshops für alle Interessierten anzubieten. Die Qualität der Workshops konnte im Vergleich zu ähnlichen Angeboten deutlich verbessert werden, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Zum einen waren die Workshops an einen festen Zeitplan gebunden und wurden monatlich angeboten – was nur möglich war, weil sie nicht Teil eines einzelnen Bauprojekts, sondern Veranstaltungen für sich waren. So war es auch möglich, verschiedene Bautechniken zu vergleichen. Außerdem wurden Papiere und Dokumentationen als Handouts für die Teilnehmer erstellt, was bisher bei keinem Strohballenbau-Workshop der Fall war. Die virtuelle Baustelle hat ihre Aufgabe perfekt erfüllt und funktioniert nun als Dauerausstellung, die dem asbn bei der Beratung zum Strohballenbau hilft. Weitere Ergebnisse sind: Die Professionalisierung durch Minimierung des Zeitaufwands für den Bau von Strohballenwänden führte zu einer Senkung der Kosten. Es wurden Multiplikatoren ausgebildet, was zu einer spürbaren Dynamisierung des gesamten Marktes und der Strohballenaktivitäten im Allgemeinen führte, auch aufgrund der Interessenskoordination der wichtigsten österreichischen Befürworter dieser Bautechnik.

Schlussfolgerungen:
Der Erfolg des Projekts und die damit verbundene Dynamisierung der Strohballen-Aktivitäten haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Workshops und gut aufbereitetem theoretischem Material noch größer ist als je zuvor. Der eingeschlagene Weg – Professionalisierung, verstärkte Einbeziehung von Selbstbauern, qualitative und quantitative Verbesserung der Workshops, Intensivierung der Netzwerkaktivitäten – erweist sich in jeder Hinsicht als richtig. Der Schwung, sofern entsprechende Ressourcen vorhanden sind bzw. bereitgestellt werden, könnte gut genutzt werden, um den Weg weiter zu gehen und dazu beizutragen, die Breitenwirkung des Strohballenbaus zu erhöhen.
Perspektiven / Vorschläge für zukünftige Forschung
Die asbn hat ihre Position als Europas wichtigstes Netzwerk für den Strohballenbau unterstrichen und der Entwicklung dieser Technik einen weiteren starken Impuls gegeben. Die gesteigerte Dynamik führte zu einem parallelen Anstieg der Nachfrage nach Workshops, die bis auf weiteres befriedigt werden kann, wobei der größte Nachholbedarf in den Bereichen Wissenstransfer aus der Wissenschaft an Selbstbauer und professionelle Bauherren sowie in der Öffentlichkeitsarbeit zu verzeichnen ist. Die Dokumentation und Präsentation von Informationen ist schon recht weit gediehen; was fehlt, ist eine flächendeckende, aktuelle Darstellung, die über das theoretische Workshop-Material hinaus für sich selbst stehen kann.
Einige juristische Fragen zum Thema Selbstbau sind noch zu klären. Bei allen nachhaltigen Bautechniken in Österreich sollten die Anstrengungen generell deutlich erhöht werden. In Deutschland ist z.B. der Bau eines Zentrums für nachwachsende Rohstoffe bereits im Gange (Ökozentrum Verden, www.oekozentrum.com); es wird Werkstätten vermitteln und Ausstellungen, Vortragsräume und Lager für biologische Baustoffe beinhalten. Da die Etablierung eines Demonstrationsprojektes im Zuge der Abhaltung von Workshops für SelbstbauerInnen ein geeigneter Weg wäre, um den Workshops einen größeren Sinn zu geben, könnte dieses Vorhaben Teil eines größeren Konzeptes sein, das nach seiner Realisierung zur Existenz eines österreichischen Zentrums für nachwachsende Rohstoffe führen wird. Im Zuge dessen könnte Österreich etwas von seiner früheren Bedeutung als Vorreiternation
bahnbrechende Nation in Bezug auf die Umweltleistung zurückgewinnen.
Autor: asbn – Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau (Österreichisches Netzwerk für Strohballenbau)
Datum: 01.07.2009


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